Gotthard,
Du bist seit vielen Jahren der Motor hinter dem Ingraban
Ewald Verlag gewesen. Im Oktober wirst Du das Zepter
übergeben. Damit geht eine Ära zu Ende.
Du warst eine der treibenden Kräfte in der
Nostalgiecomics-Szene, hast Magazine und Jahrbücher für
den Hansrudi Wäscher Fanclub gemacht. Du reist quer
durch Deutschland, um auf Fantreffen dabei zu sein und
hast dich auch schon mal, ganz der Sigurd, in eine
Ritterrüstung geschmissen.
Kannst du kurz erklären,
welche Arbeiten du für den Ingraban Ewald Verlag
gemanagt hast?
Ich bin schon seit zirka 40 Jahren
aktiv in der Comic-Szene tätig. Es war mir immer einfach
zu wenig gewesen, nur die Comics zu lesen und zu
sammeln. Ich wollte gerne selbst etwas mitgestalten. So
fing es an mit Schachteln, die ich für Piccolos
herstellen ließ. Es ging weiter mit bedruckten
Comicmützen, einer Sigurd-Figur aus einem zinnähnlichem
Material in verschiedenen Ausführungen, mit eigenen
Comics; hauptsächlich Piccolos von internationalen
Zeichnern für den KCF, aber auch ein Album. Vor rund 30
Jahren erfolgte die Gründung der KFC, das sind
die »Karlsruher Comic Freunde«, die sich einmal im Monat
auch heute noch treffen, sowie die Ausrichtung von sehr
schönen Comicbörsen in Karlsruhe.
Danach stellte ich unter dem Namen
»MZ-Vertrieb« (= Maria Zappe Vertrieb) die meisten
Clubartikel des Lehning-Verlags als Nachdrucke und
Neuanfertigungen her. Dies waren Clubausweise,
Abziehbilder, Postkarten, Poster Wimpel, Briefpapier und
unendlich viele Anstecker, auch mit vielen neuen Motiven
in Lehing-ähnlicher Form. Anfang der 90er Jahre gründete
ich dann auch noch den »Hansrudi Wäscher Fanclub«, den
die Herren Wäscher und Hethke noch genehmigen mussten.
Nun, die Sache mit der
Sigurd-Ritterausrüstung lief leider sehr viele Jahre
immer nur stückchenweise weiter. Es dauerte also gut
zehn Jahre bis ich alles beisammen hatte. Eigentlich war
ja von Anfang an mein Sohn Ingo-Falk als Träger
vorgesehen, aber der hatte dann zum Schluss doch keine
Lust mehr daran, sodass ich dann halt eben selbst in
diese Ausrüstung steigen musste.
Als Norbert Hethke starb und sein
Verlag zum Jahresende 2007 seine Pforten schloss, war es
für mich immer klar, wenigstens der Sigurd
muss weiterlaufen.
Erst wollte ich alles alleine machen,
dann in Kooperation mit Manfred Wildfeuer und zum
Schluss ging es dann doch mit den drei ersten Piccolos
los mit der finanziellen Unterstützung des »Hansrudi
Wäscher Fanclubs Bayern«.
Ingraban Ewald, der ja schon seit 2001
am neuen Sigurd der 3.Serie ab der Nummer 101
für den Hethke-Verlag beschäftigt war, hatte einen
Großteil seines Honorars zurückgelegt und ging nun damit
das Risiko ein, diese Serie weiterzuführen. Was er also
an Sigurd verdient hatte, steckte er nun in
seinen eigenen Verlag. Schnell erwies es sich aber, dass
der Verkauf von Sigurd gut anlief und er erwies
sich als risikolos, sehr zum Wohlgefallen aller
Beteiligten.
Heute
haben wir noch die Helden Falk und Nick, die ebenfalls
gut laufen, im Programm.
Ingraban Ewald ist der Texter und Geldgeber, alles
andere mache ich für ihn, d.h. alles, bis aus seinen
Manuskripten fertige Piccolos werden und diese auch zum
Kunden gelangen. Aber ohne die fachliche Hilfe und
Unterstützung von einer Vielzahl von Mitarbeitern, die
mein Team bilden, wäre dies alles nicht möglich. Diese
Personen werden alle in der Ewald-Publikation »10 Jahre
der neue Sigurd« vorgestellt.
Wieso stellst du Ende des
Jahres deine Aktivitäten für den Ingraban Ewald Verlag
ein?
Ganz einfach, ich habe zwei süße
Enkelinnen, die ihren Opa brauchen und der auch sie
braucht. Lilli ist vier und Lina zwei Jahre alt. Ich
hatte mir schon immer vorgenommen aufzuhören, wenn und
wann ich es will und nicht, wenn ich, aus welchen
Gründen auch immer, aufhören muss.
Ich will auch ganz ehrlich sein, ich bin in Rente und
der Stress und die Tätigkeiten für den Ewald Verlag
werden mir langsam aber sicher zu viel.
Als dein Nachfolger übernimmt
Dieter Kirchschlager deinen Job. Wie bist du auf ihn
gekommen?
Ich kenne Dieter Kirchschlager schon
gut 25 Jahre, habe seine Art immer geschätzt und sehe in
seiner Person den richtigen Nachfolger, der auch ganz im
Sinne von Ingraban Ewald und auch von Hansrudi Wäscher
tätig sein wird.
Er ist ebenfalls wie ich ein
Comicsammler, hat ein offenes Wesen und einen
ausgleichenden Charakter. Er ist ehrlich und ein guter
Kaufmann. Seine Ehefrau Manuela wird ihm tatkräftig zur
Seite stehen.
Wie lief eigentlich die
Zusammenarbeit mit den Zeichnern, die wie Daniel Müller
zum Teil in Argentinien wohnen?
Die Zusammenarbeit mit den
verschiedenen Zeichnern, die der Ewald Verlag
beschäftigt, läuft bei allen gleich ab. Der Bulgare
Angel Mitkov, der Argentinier Daniel Müller, der
allerdings nicht mein direkter Ansprechpartner ist,
sondern der Kontakt läuft über das »Studio Spadari«,
mailen mit mir in englischer Sprache.
Gibt
es allerdings größere und ganz wichtige Inhalte, die
absolut richtig verstanden werden müssen, sind diese
Mails dann auch in deutscher Sprache möglich, die dann
dort übersetzt werden. Alle Manuskripte allerdings
werden ausschließlich in deutscher Sprache versandt,
damit am Text auch wirklich nichts verloren geht. Es
sind dort hervorragende Übersetzer am Werk. Das merke
ich dann immer an den fertigen Zeichnungen.
Selbstverständlich wurden die Zeichner auch mit
reichlich Wäscher-Publikationen versorgt, damit sie sich
in seinen Stil einfinden können.
Für die Serie Nick haben wir ja einen deutschen
Zeichner, Jürgen Speh, der noch dazu genau wie ich in
Baden Württemberg lebt. Hier läuft natürlich alles
reibungslos ab.
Ganz wichtig ist bei uns: Alle Zeichner erhalten das
gleiche Honorar. Bezahlt wird immer für drei Piccolos im
Voraus! Ich glaube schon, dass sich die Zeichner bei uns
wohl fühlen.
Zurzeit gibt es alle zwei
Monate eine neue Auslieferung mit Piccolos. Wird sich am
Programm etwas ändern?
Nein, am Auslieferungsrhythmus wird
sich nichts ändern, am Programm in der nächsten Zeit
auch nichts. Aber Dieter Kirchschlager ist noch ein
junger Mann, Ingraban ebenso, und da ist sicherlich noch
vieles möglich. Lassen wir uns einfach überraschen!
Was war ein Highlight für Dich
bei der Arbeit für den Ingraban Ewald Verlag?
Nun, das größte Highlight war
sicherlich, dass von Anfang an alles sehr reibungslos
und erfolgreich startete und der Verlag sich recht
schnell mit weiteren Wäscher-Serien etablieren konnte.
Mein persönlicher Favorit bei den
Publikationen war und ist sicherlich der Großband im
Albenformat Arminius der Cherusker. Dieses
Thema und diese Person haben mich schon seit meiner
frühesten Jugend fasziniert. Natürlich zählt auch der
andere Historienband Vercingetorix der Arverner
zu meinen Highlights des Ewald Verlags.
Wirst Du der Szene treu
bleiben? Das kann es doch nicht gewesen sein?
Ich werde weiter Comic-Sammler
bleiben, allerdings meine Sammlung sehr reduzieren, denn
ich habe in all den Jahren einfach zu viel angehortet.
Aktiv werde ich allerdings in der Szene nicht mehr sein,
wenngleich ich doch schon noch alles interessiert
weiterverfolgen und beobachten werde.
Warum soll das noch nicht alles
gewesen sein? Ich habe sehr, sehr schöne Jahre mit
meiner Sammelleidenschaft erlebt, durfte im bescheidenen
Maße sogar mit- und selbst gestalten und habe sehr viele
Freunde gewonnen und tolle Menschen kennengelernt - ist
das nicht ausreichend?
Ich habe mich zu diesem Schritt, die
Szene als Aktivist zu verlassen auch entschieden, um
wieder etwas mehr Freiraum für mich selbst zu bekommen
und noch das ein oder andere Traumprojekt, dass nicht
immer etwas mit Comics zu tun haben muss, in Angriff zu
nehmen.
Und dann, wie schon gesagt, habe ich
ja auch noch eine Riesensammlung, die ich ja doch noch
gerne einmal lesen möchte. Ich bin bescheiden und weiß:
niemand ist unersetzlich, auch wenn dies viele Menschen
von sich glauben. Ich nicht!

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